Geschichten aus dem Buddhismus
The Zen Master Ryokan lived a very frugal life at the foot of a mountain. One night when the Master was away, a thief broke info his hut only to discover there was nothing there to steal.
Ryokan returned and caught the burglar. “You have put yourself to much trouble to visit me,” he said. “You must not go away empty-handed. Please take my blanket and clothes as a gift.”
The bewildered thief slunk off with the gift. Ryokan sat naked at the door of his hut, watching the moon in the sky. “Poor fellow,” he said, “I wish I could give him this.”
from a book of Anthony de Mello: "The song of the bird"
Wer kann den Mond stehlen?
Der Zen-Meister Ryokan lebte sehr bescheiden in einer kleinen Hütte am Fuß der Berge. Eines Nachts, als der Meister fort war, brach ein Dieb in die Hütte ein, nur um festzustellen, daß nichts zu stehlen war.
Ryokan kam zurück und erwischte ihn. „Du hast dir viel Mühe gemacht, mich zu besuchen“, sagte er zu dem Einbrecher. „Du sollst nicht mit leeren Händen davongehen. Bitte nimm meine Kleider und die Decke als Geschenk.“
Der Dieb nahm höchst verwirrt die Kleider und trollte sich. Ryokan setzte sich hin, nackt wie er war, und beobachtete den Mond. „Armer Kerl“, dachte er bei sich, „ich wünschte, ich könnte ihm den wunderbaren Mondschein geben.“
aus dem Buch von Anthony de Mello: "Warum der Vogel singt", Seite 102
It is said that soon after his enlightenment, the Buddha passed a man on the road, which was struck by the extraordinary radiance and peacefulness of his presence. The man stopped and asked, my friend, what are you? Are you a celestial being or a God?
No, said the Buddha.
Well, then, are you some kind of magician or wizard?
Again, the Buddha answered, no.
Are you man?
No.
Well my friend, then, what are you?
The Buddha replied, I am awake.
Ich bin wach
Es wird gesagt, dass der Buddha bald nach seiner Erleuchtung einem Mann auf der Straße begegnete, der von der aussergewöhnlichen Ausstrahlung und dem Frieden seiner Präsenz überwältigt war. Der Mann hielt an und fragte: mein Freund, was bist Du? Bist Du ein himmlisches Wesen oder ein Gott?
Nein, sagte der Buddha.
Bist Du dann eine Art Magier oder Zauberer?
Wieder antwortete der Buddha: Nein.
Bist Du ein Mensch?
Nein.
Nun, mein Freund, was bist Du dann?
Der Buddha antwortete: Ich bin wach.
A young female disciple undertook to develop the meditation on loving kindness. Sitting in her small room, she would fill her heart with loving kindness for all beings, yet each day as she went to the bazaar to gather her food, she would find her loving-kindness sorely tested by one shopkeeper, who would daily subject to unwelcome caresses.
One day, she could stand no more, and began to chase the shopkeeper down the road with her upraised umbrella. To her mortification she passed her meditation master standing on the side of the road, observing the spectacle. Shame faced, she went to stand before him, expected to be rebuked for her anger.
What you should do, her master kindly advised her, is to fill your heart with loving kindness, and with as much mind forbearance as you can muster, hit this unruly fellow over the head with your umbrella.
Liebende Güte
Eine junge Schülerin machte sich daran die Meditation der liebenden Güte zu entwickeln. Wenn sie in ihrem Raum saß füllte sie ihr Herz mit liebender Güte für alle Wesen, aber jeden Tag, wenn sie zum Bazar ging, um Essen zu sammeln, wurde ihre liebende Güte durch einen Ladenbesitzer, der sie täglich mit unwillkommenen Zärtlichkeiten bedachte, jedes mal hart auf die Probe gestellt.
Eines Tages konnte sie es nicht mehr aushalten, und begann damit, den Ladenbesitzer mit hoch erhobenen Regenschirm die Straße hinunter zu jagen. Wie um sie zu demütigen kam sie an ihrem Meditationsmeister vorbei, der am Straßenrand stand und das Schauspiel beobachtete. Mit schamerfülltem Gesicht ging sie zu ihm und erwartete für ihre Wut zurechtgewiesen zu werden.
Was Du tun solltest, riet ihr Meister ihr freundlich, ist Dein Herz mit liebender Güte zu füllen, und dann mit soviel Nachsicht wie Du aufbringen kannst, diesem ungehobelten Kerl Deinen Regenschirm über den Kopf ziehen.