... ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden ...

Johann Georg Hamann

Die Gesundheit der Vernunft ist der wohlfeilste, eigenmächtigste und unverschämteste Selbstruhm, durch den alles zum voraus gesetzt wird, was eben zu beweisen war, und wodurch alle freye Untersuchung der Wahrheit gewaltthätiger als durch die Unfehlbarkeit der römisch-katholischen Kirche ausgeschlossen wird.

Johann Georg Hamann (1730-1788)

 
 

 

 

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Meditation

Ziel von Meditation ist es, für einige Zeit in einen Zustand tiefster Entspannung und zugleich größter Bewusstheit zu gelangen, in dem das vom Verstand kontrollierte Tagesbewusstsein nicht mehr aktiv eingreift. In diesem Zustand bewertet, sortiert und filtert das Tagesbewusstsein Eindrücke der Sinne, des Unter- oder Überbewussten nicht mehr, sondern beobachtet sie lediglich aufmerksam als Zeuge. Es ist ein Zustand zwischen Wachen und Träumen, der jeden Abend beim Einschlafen und morgens beim Aufwachen ganz natürlich durchlaufen wird. Wird man in dieser Phase abrupt geweckt, kann man das Gefühl haben, von sehr weit herzukommen oder sich selbst erst wieder aus Einzelteilen zusammensetzen zu müssen, und die Erinnerung an Träume ist noch lebhaft vorhanden.

Im Zustand der Meditation ist es möglich, der eigenen Seele bei der Arbeit zuzusehen, und sie darin zu unterstützen.  Meditation wirkt entlastend durch einfache Entladung, wenn sich die Seele von ihren Verspannungen durch eine Flut von Bildern, Klängen und Empfindungen von den aufgestauten Tageseindrücken befreit.  Dies geschieht auch in den Traumphasen des Schlafes. Daneben bietet Meditation einen Weg, die Kluft zwischen Tagesbewusstsein und Unterbewusstsein, die unser überaktiver Verstand immer wieder öffnet, entsprechend der Tiefe der Meditation zu verringern und in seltenen Augenblicken vielleicht auch vorübergehend ganz zu schließen. Dann ist es möglich, in einen Zustand vollkommenen Friedens zu kommen, in dem Zeit und Raum im Erleben des Augenblicks verschmelzen.

Die Erfahrungen, die hieraus gewonnen werden, sind für jeden sehr unterschiedlich und können nicht wirklich in Worte gefasst werden. Der Gewinn dieser Erfahrungen ist meist ein größerer Freiraum, Entscheidungen zu treffen, innere Stärke und ein erweiterter Blickwinkel auf das eigene alltägliche Leben.

Regelmäßiges Meditieren ist also zuallererst einmal ein Gebot der Seelenhygiene, ein Weg der Entladung innerer Verspannungen, besonders für Menschen ohne ausgeprägtes Traumleben. Darüber hinaus ist es aber auch der Königsweg zur geistigen Entfaltung des seelischen Potenzials, dem Finden der eigenen Wahrheit oder der inneren Stimme, wie man auch dazu sagen kann. Regelmäßiges Meditieren, ob nun allein oder in einer Gruppe, schafft die Grundlage dafür, die reizvolle Ebene der bildhaften Entladungen jederzeit zügig zu durchschreiten und in Kontakt mit der allem innewohnenden Wirklichkeit zu kommen.

Formen der Meditation

Es gibt sehr viele verschiedene Formen von Meditation und es werden unterschiedliche Vorstellungen und Techniken verwendet, einen meditativen Bewusstseinszustand zu erreichen. Hier kann jeder für sich selbst die am besten geeignete Form finden. Es gibt aber einige Grundelemente, die vielen Meditationsformen gemeinsam sind:

  •  körperliche Entspannung durch eine geeignete Position im Sitzen, oder auch durch gleichmäßiges, meditatives Gehen
  •  Ausblenden äußerer Reize durch Schließen der Augen, Stille oder gleichförmige Klänge, angenehme Temperatur
  • Ausblenden der Gedankentätigkeit durch gleichmütiges Wahrnehmen der Gedanken, Konzentration auf die Pausen zwischen zwei Gedanken oder eine gleichförmige Beschäftigung des Gehirns, die ein Abschweifen erschwert, wie Zählen von Atemzügen, Visualisierungsaufgaben, Musik hören, Mantren rezitieren etc.
  • Konzentration auf vegetative Körperfunktionen, insbesondere auf den Atem oder den Herzschlag.
  • Konzentration auf das Hier, Jetzt und Innen, oder auf ein Bild oder einen Begriff (meist Engel- oder Heiligenbilder, Mantren, Koans oder Eigenschaften bzw. Namen Gottes)
  • ungeteilte, liebevolle Achtsamkeit, ohne Wertung, wie ein offenes, neugieriges Kind.

Alle Bausteine lassen sich immer wieder neu zusammenfügen und manche auch segensreich im Alltag praktizieren, wie Atemtechniken und Formen der Achtsamkeit.

Für die meisten Menschen bedeutet das gemeinsame Meditieren in einer Gruppe eine bedeutende Unterstützung darin, ihre eigene Meditation zu vertiefen, selbst dann, wenn es sich nicht um eine angeleitete Meditation handelt, sondern jeder im gemeinsamen Raum der Stille für sich übt. Denn so wie Nervosität ansteckend sein kann, überträgt und verstärkt sich auch innerer Friede.

Hier etwas über Meditation aus wissenschaftlicher Sicht aus der Zeitschrift "Forschung & Lehre"

Stimmen zu Meditation

aurobindo_150x200„Setz dich hin und meditiere“, sagte er, „aber denke nicht, schau deinen Geist nur an. Du wirst sehen, dass Gedanken in denselben hineintreten. Ehe sie eintreten können, wirf sie von deinem Geist zurück, bis er völliger Stille fähig wird.“

Ich hatte nie zuvor davon gehört, dass Gedanken sichtbar von außen in den Geist eintreten, aber ich setzte mich einfach nur hin und tat es. In einem Augenblick wurde mein Geist stille, wie die windlose Luft auf dem hohen Gipfel eines Berges, und dann sah ich einen Gedanken, dann einen anderen in konkreter Weise von außen kommen. Ich warf sie zurück, ehe sie eintreten konnten, und in drei Tagen war ich frei. –

Von dem Augenblick an wurde das mentale Wesen in mir eine im Prinzip freie Intelligenz, ein universaler Geist, nicht mehr begrenzt in dem begrenzten Zirkel persönlichen Denkens,  ein Empfänger von Wissen aus den hundert Reichen des Seins. –

Das Nirwana zu erreichen, das war also das erste radikale Ergebnis meines eigenen Yoga. Da war nur absolut Das, eigenschaftslos, beziehungslos, völlig unbeschreiblich, undenkbar, absolut, gleichwohl zuhöchst real und allein real. Man muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass auch unter solchen Umständen die Möglichkeit, aktiv zu sein, besteht. In diesem Zustand der Leerheit führte ich die Geschäfte einer Tageszeitung und hielt im Laufe von drei vier Tagen ein Dutzend Reden. Ich lebte in jenem Nirwana Tag und Nacht, ehe es andere Dinge in sich aufzunehmen begann, sich überhaupt modifizierte ... bis es schließlich in ein größeres Überbewusstsein von oben her aufgenommen wurde.

Das Nirwana zu erreichen war das erste radikale Ergebnis. Das Nirwana hat sich meinem befreiten Bewusstsein als der Anfang meiner Realisierung erwiesen, als erster Schritt in Richtung auf das Vollkommene, und dann wuchs es in etwas hinein, das größer als sein Anfang war. Es wich der Aspekt einer illusorischen Welt einem anderen mit einer immensen göttlichen Realität dahinter und einer höchsten Göttlichen Realität darüber und einer intensiven Göttlichen Realität im Herzen eines jeden Dinges, ein ständiges Ereignen in der zeitlosen Ewigkeit Gottes.“

Indischer Mystiker und Philosoph Aurobindo Ghose (1972 - 1950):

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