... ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden ...

Rainer Maria RilkeUnsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren

Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten uns einmal schön und mutig zu sehen.
Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will.

Rainer Maria Rilke (1875-1926)

   

Universaler Sufismus

Sufismus ist eine uralte Weisheitslehre und zugleich eine Methode der geistigen Schulung, die den Menschen befähigen soll, diese Weisheit in seinem täglichen Leben zu verwirklichen.


Als die Blühtezeit des Sufismus kann das 10. bis 12. Jahrhundert im arabischen Sprachraum und in Indien angesehen werden.  Wie zur selben Zeit im christlich-geprägten Abendland haben sich auch in diesen Regionen ausgehend von charismatischen Persönlichkeiten Orden oder Schulen ausgebildet, die bis heute in sehr unterschiedlicher Ausprägung lebendig geblieben sind.  Die häufig gehörte Definition, dass der Sufismus die mystische Richtung des Islam sei, verkennt ewas die Tatsache, dass einige dieser zumeist sehr kleinen Schulen oder Orden aufgrund ihrer eigenständigen oder freiheitlich- überkonfessionellen Grundhaltung einen schweren Stand in ihrem jeweiligen islamischen Umfeld hatten.
Insbesondere dem Verständnis des Universalen Sufismus, der sich aus Indien kommend im zwanzigsten Jahrhundert in Europa und Amerika ausgebreitet hat, sind "islamistische" Gedanken und auf Glaubenssätzen oder Dogmen basierende Abgrenzungen völlig fremd.

Wer diesem Universalen Sufismus folgen will, wie ihn Hazrat Inayat Khan und seine Nachfolger gelehrt haben und lehren, ist nicht auf bestimmte Dogmen, Rituale oder spirituelle Techniken festgelegt und wird dazu explizit dazu angehalten, seine eigenen religiösen Wurzeln zu stärken und bis in alle Tiefen zu verstehen und zu leben.

Der Universale Sufismus baut eine Brücke über die Unterschiede und Grenzen hinweg, die die Menschen und Religionen voneinander trennen. Er ermöglicht jedem Menschen auch seine eigene Religion besser zu verstehen und zu leben, weshalb dieser Weg auch allen offen steht, unabhängig von Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung. 

Weisheit kann nur selbst erfahren werden. 
Sophia dürfte eine der möglichen Wurzeln des Wortes Sufi sein. Und da Weisheit im Herzen erlebt und gebildet wird, gibt es auch keine Vorschriften, oder die Idee, man müsse irgend etwas glauben. Finde Deine Wahrheit selbst - lass Dich inspirieren - und wenn Du willst begleiten, von Menschen, die den gleichen Erfahrungsweg gehen.

Sufismus bedeutet nicht Rückzug aus der Welt, sondern ein bewusstes Eintauchen ins Leben. Er unterstützt uns, unsere Ideale mit unserem Alltagsleben zu verbinden. Letztlich geht es dabei immer nur darum, die Stimme des Herzens zu hören und ihr in Liebe zu folgen ...

 

Hier einige Stimmen von Menschen die den Sufismus prägten und/oder von ihm inspiriert wurden:

Rabia wurde einmal gefragt: „Liebst Du Gott?“ Sie antwortete: „Ja.“ – „Hasst Du den Teufel?“ Sie antwortete: „Nein. Meine Liebe zu Gott lässt mir keine Zeit, den Teufel zu hassen."

Ein Gebet, das ihr zugeschrieben wird, lautete wie folgt: „O Herr, wenn ich Dich aus Angst vor der Hölle liebe, verbrenne mich dort, und wenn ich Dich in der Hoffnung auf das Paradies liebe, schließe mich dort aus, doch wenn ich Dich aus Liebe zu Dir selbst liebe, entziehe mir nicht Deine göttliche Schönheit."

Rābiʿa al-ʿAdawiyya al-Qaisiyya (Sufi-Mystikerin,  714 - 801)

 

Sufismus ist Ruhm im Elend, Reichtum in der Armut, Herrschaft in Dienstbarkeit, Sättigung im Hunger, Leben im Tode und Süße in der Bitterkeit … Der Sufi ist der, der mit allem zufrieden ist, was Gott tut, so dass Gott mit allem zufrieden ist, was er tut.

Abu Sa'id-i Abu'l Khair (978 - 1049, Persien)

 

Gott irgendwo anders als in der Realität zu vermuten, ist der Sündenfall.

 

Der sein göttliches Selbst Suchende sollte ständig den Satz "Das bin nicht ich" im Bewußtsein haben.
... Es geht um die Transformation des Menschen zur Ganzheit, in dem das „wirkliche Ich“, der individuelle spirituelle „Wille“ seinen Platz im Wesen des Menschen einnimmt

1. Geh immer den Ereignissen nach, die der Rest der Menschheit als mysteriös abtut.
2. Tu niemals etwas, weil andere es auch tun.
3. Denke niemals das, was andere denken.
4. Vertraue nur der eigenen Sicht der Welt, niemals der Sicht, wie sie andere haben. Und traue auch deiner eigenen Sicht nur einen Moment lang.

 G. I. Gurdjieff (ca.1877-1949)

 

 

 

   
   
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