... ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden ...

Ich suche nicht - ich finde. 

Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuem.  Finden – das ist das völlig Neue!

Das Neue auch in der Bewegung. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!

Die Ungewißheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen,
die sich im Ungeborgenen geborgen wissen,
die in die Ungewißheit, in die Führerlosigkeit geführt werden,
die sich im Dunkeln einem unsichtbaren Stern überlassen,
die sich vom Ziele ziehen lassen
und nicht – menschlich beschränkt und eingeengt - das Ziel bestimmen.

Dieses Offensein für jede neue Erkenntnis im Außen und Innen: Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.

Pablo Picasso (1881-1973)

© 2024 Akademie-Lichtung

 Mark-Uwe Kling"Es könnte doch sein, dass Gott gar kein DJ ist, sondern ein Arschloch ist" sagt das Känguru

"Wahrscheinlich ist er sogar beides" sage ich. "Ein DJ, der auf einem Kindergeburtstag die ganze Zeit Rammstein spielt"

"Exactemento" sagt das Känguru. "Du kennst doch bestimmt den Spruch, dass Gott die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Kuck dich mal um! Wenn man davon ausgeht, dass Gott ein Arschloch ist, ergibt das plötzlich mächtig Sinn."

"Allerdings", sagte ich grübelnd.

"Oder nimm die Klimakatastrophe", sagt das Känguru, "Den armen Ländern drohen Dürre, Überschwemmungen, Tod und Verderben, und uns Verursacher erwartet: besseres Wetter.
Zufall? Nein. Ein schlechter Witz eines hämischen Schöpfers. Haste die Bibel gelesen?"

"Na Ja" sage ich. "So halb. Die beste Lektüre, um jemanden zum Atheisten zu machen."

Mark-Uwe Kling (*1982)
aus: "Die Känguru-Chroniken" Teil 1

über Gott ...

Khali Gibran

Von Gott

Als vor Zeiten der erste bebende Laut über meine Lippen drang,
erklomm ich den heiligen Berg und sprach zu Gott.
Und ich sagte: "Herr ich bin dein Diener.
Dein geheimer Wille ist mein Gesetz, und ich folge dir immerdar."
Aber Gott antwortete nicht.
Er entschwand einem mächtigen Sturme gleich.

Und nach tausend Jahren erklomm ich den heiligen Berg,
und wieder sprach ich zu Gott.
Und ich sagte: "Schöpfer, ich bin dein Geschöpf.
Aus Ton hast du mich geformt, und was ich bin und habe, schulde ich dir."
Aber Gott antwortete nicht.
Er entschwand tausend eiligen Flügeln gleich.

Und nach tausend Jahren erklomm ich den heiligen Berg,
und wieder sprach ich zu Gott.
Und ich sagte: "Vater, ich bin dein Sohn.
Aus Liebe und Erbarmen hast du mich gezeugt,
und in Liebe und Ehrerbietung will ich dein Königreich erben."
Aber Gott antwortete nicht.
Er verschwand wie Dunst in der Ferne.

Und nach tausend Jahren erklomm ich den heiligen Berg,
und wieder sprach ich zu Gott.
Und ich sagte: "Mein Gott, mein Ziel und meine Erfüllung.
Ich bin dein Gestern, und du bist mein Morgen.
Ich bin deine Wurzel in der Erde,
du bist meine Blüte am Firmament,
und gemeinsam wachsen wir vor dem Antlitz der Sonne."
Da neigte sich Gott hernieder und flüsterte süße Worte in mein Ohr.
Und wie der See das Bächleil umfängt, das in ihn mündet, so umfing er mich.
Und als ich in die Weiten und Täler hinabstieg, war Gott auch dort.

Kahlil Gibran (1883 - 1931)

weitere Gedichte

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